Fledermäuse im Schulhof der Gustav-Walle-Schule
In den vier Nächten vom Abend des 24.7. bis zum Morgen des 28.7. stand im Schulhof der Gustav-Walle-Schule ein BatCorder. Das ist ein Gerät, das in die Nacht hinaushorcht, und wenn es den Ultraschallruf einer Fledermaus hört, zeichnet es solange die Rufe aus, bis wieder Stille eingetreten ist. Außerdem werden Datum und Uhrzeit festgehalten. Hier der Anfang der Aufzeichnungsdatei:
Man muss zu allen Uhrzeiten eine Stunde dazuzählen, weil die Sommerzeit nicht berücksichtigt ist: Um 10.55 Uhr (oben: 9.55 Uhr) wurde das Gerät eingeschaltet, der erste Fledermausruf wurde am 24.7. um 21.54 Uhr aufgezeichnet (oben: 20:54:40). „20230724-MBC1_2023X-006452.wav“ ist der Name der Sound-Datei, „462ms“ ist die Aufnahmenlänge in Millisekunden. Ein Computerprogramm verwandelt die aufgenommenen Töne in eine Abbildung:
Von links nach rechts ist die Zeit aufgetragen (hier: 0,46ms, also knapp eine halbe Sekunde), von unten nach oben die Tonhöhe (von 0 bis 150 KiloHertz, Abkürzung: kHz). Man erkennt in dieser Sequenz 5 Fledermausrufe. Jeder Ruf beginnt etwa bei 75 kHz. Die Tonhöhe wird dann rasch gesenkt und bleibt am Ende kurz auf 45 kHz. Die Häckchenform der Rufabbildung und die Endfrequenz 45 kHz verraten, dass es eine Zwergfledermaus war, die hier vorgesungen hat. Insgesamt wurden in den 4 Nächten 75 Rufsequenzen aufgezeichnet:
In der ersten Nacht (24.7., hier blau dargestellt) ist die ganze Nacht wenig los, erst ab 5.00 Uhr am Morgen werden 15 Sequenzen aufgezeichnet. Das ist ungewöhnlich. Die nächste Nacht (orange) verläuft eher normal: Die Tiere fliegen in der Abenddämmerung, machen um Mitternacht ein Pause und jagen dann wieder in der Morgendämmerung zwischen 3.00 und 6.00 Uhr. In der dritten Nacht (gelb) fliegen die Tiere nur bis 1.00 Uhr. Ungewöhnlich auch die letzte Nacht (grün): hier wurden nur 3 Sequenzen kurz nach 21.00 Uhr aufgezeichnet, dann war die ganze Nacht Stille. Was da nur los war? Die meisten Tiere waren Zwergfledermäuse (71 Sequenzen). Ihr Ruf ist oben dargestellt und endet auf 45 kHz. Eine Sequenz stammt von einer Rauhautfledermaus. Sie ist etwas größer als die Zwergfledermaus und hat eine tiefere Stimme, ihr Ruf endet bei ca. 38 kHz:
Drei Sequenzen stammen von einer Breitflügelfledermaus, sie ist die größte der drei Arten und hat eine noch tiefere Stimme, der Ruf endet bei 26 kHz:
Leider kann man nicht sagen, wie viele Tiere im Pausenhof geflogen sind. 10 Rufsequenzen: Das kann ein Tier sein, das 10 Mal am Mikrofon vorbeigeflogen ist, oder 10 Tiere, die nur einmal vorbeigeflogen sind, oder irgend etwas dazwischen. Noch eine Unsicherheit gibt es: Laut rufende Fledermäuse werden noch aufgenommen, wenn sie 30m am Mikrofon vorbeifliegen, leise rufende erst wenn sie 5m am Mikrofon sind. Es kann also sein, dass noch ein paar „Flüsterer“ (z.B. die Langohren) im Pausehof unterwegs waren, aber sie wurden nicht aufgezeichnet. Einerseits ist es schade, dass man moderne Technik braucht, um etwas über Fledermäuse zu erfahren. Andererseits ist das der Grund, warum man noch sehr wenig über diese Tiere weiß. Es gibt also noch viel zu entdecken! Vielleicht wird jemand von den Gustav-WalleSchülern einmal Fledermausforscher/-forscherin? Klaus Wenger Arbeitskreis Fledermaus im Naturwissenschaftlicher Verein Würzburg e.V.